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Streit über Gebete US-Agrarkonzern Cargill feuert 190 Muslime

Im Streit um Gebetszeiten für Muslime hat der US-Konzern Cargill laut einem Zeitungsbericht fast 200 Mitarbeiter entlassen. Die Gefeuerten waren in einer Fleischfabrik beschäftigt und aus Protest nicht zur Arbeit erschienen.
Cargill-Mitarbeiter an der Elfenbeinküste (Archiv): Familienbetrieb mit 153.000 Beschäftigten

Cargill-Mitarbeiter an der Elfenbeinküste (Archiv): Familienbetrieb mit 153.000 Beschäftigten

Foto: © Luc Gnago / Reuters

Ein Streit um Gebete am Arbeitsplatz ist im US-Bundesstaat Colorado mit einer drastischen Maßnahme zu Ende gegangen: Der Agrarkonzern Cargill hat 190 muslimische Angestellte entlassen, nachdem diese der Arbeit aus Protest ferngeblieben waren. Das berichtet die US-Zeitung "Denver Post" .

Damit bekommt die hitzige Debatte um die Integration von Muslimen in den USA neue Nahrung. Seit dem Terroranschlag von San Bernardino versuchen Politiker wie Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, Muslime als nicht zu den USA passend darzustellen, oder sie sehen in ihnen gar eine akute Bedrohung.

In der Auseinandersetzung bei Cargill ging es darum, wann die aus Somalia stammenden Arbeitnehmer in der Fleischverarbeitungsfabrik beten dürfen. Die Arbeiter seien "in diskriminierender Art und Weise" behandelt worden, sagte der Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge.

"Es sind gute Angestellte, die sonst keine Probleme machen"

Aufgrund neuer Regeln für Gebete hätten die Muslime die Arbeit niedergelegt, sagte demnach der Sprecher des Rates, Jaylani Hussein. "Es sind gute Angestellte, die sonst keine Probleme machen." Er ergänzte, dass Missverständnisse über die Gebetsregeln zur Eskalation beigetragen hätten.

Cargill habe die Regeln gar nicht geändert, betonte dagegen ein Unternehmenssprecher. Seit 2009 verfüge die Fabrik über einen Gebetsraum für Angehörige aller Glaubensrichtungen. "Cargill versucht religiöse Rückzugsräume zu schaffen", sagte der Konzernsprecher. Dabei schränkten die täglichen Arbeitsabläufe die Möglichkeiten des Unternehmens allerdings ein.

Dem Cargill-Sprecher zufolge sind 190 muslimische Arbeiter drei Tage hintereinander nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen. Daraufhin sei die Kündigung eingeleitet worden. Das Unternehmen habe "vernünftige Versuche unternommen", um dies zu vermeiden, sagte ein Sprecher der "Denver Post".

Cargill habe womöglich nicht verstanden, dass die Muslime je nach Jahreszeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten beten müssten, sagte ein Vertreter der Somalischen Menschenrechtskommission. Die Kommission habe den Konzern kontaktiert, um die Wiedereinstellung der Arbeitnehmer zu erreichen.

Cargill ist einer der weltweit größten Konzerne in Familienbesitz. Das Unternehmen beschäftigt 153.000 Mitarbeiter und hat 2015 einen Umsatz von 120 Milliarden Dollar erzielt. Zu den Geschäftsfeldern gehören Lebens- und Futtermittel sowie nachwachsende Rohstoffe.