Das Bundesinnenministerium fordert einem Zeitungsbericht zufolge mehr Geld, um Deutschlehrer für Flüchtlinge besser zu bezahlen. Dieser Schritt sei "dringend erforderlich, um eine angemessene Vergütung von Honorarlehrkräften zu erreichen", zitiert die Welt am Sonntag aus einem unveröffentlichten Bericht des Bundesinnenministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestages.

Viele zugelassene Sprachlehrer treten dem Bericht zufolge ihren Job wegen zu schlechter Bezahlung nicht an. So seien nach Schätzungen nur etwa zehn Prozent der im Jahr 2015 zugelassenen Lehrkräfte bislang als unterrichtende Lehrkraft dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) gemeldet worden, heißt es in dem Ministeriumsbericht.

Das Ministerium schlägt demnach vor, die derzeitige Vergütungsuntergrenze von 23 Euro je Unterrichtseinheit in Integrationskursen auf 35 Euro anzuheben. Damit Träger von Sprachkursen die zusätzlichen Ausgaben finanzieren können, soll das Bamf sich künftig mit 4,00 statt aktuell 3,10 Euro je Kursteilnehmer an den Kosten der Sprachkurse beteiligen. Dies sei allerdings mit einem "erheblichen zusätzlichen Bedarf an Haushaltsmitteln" verbunden, zitiert die Welt am Sonntag.

Grüne unterstützen Pläne

So würden sich für 100.000 Integrationsteilnehmer zusätzliche Ausgaben in Höhe von 52 Millionen Euro ergeben. Hochgerechnet auf die bis zu 550.000 Flüchtlinge, die in diesem Jahr laut Innenministerium an Sprachkursen teilnehmen könnten, würde das einen zusätzlichen Bedarf in Höhe von bis zu 286 Millionen Euro allein 2016 ausmachen, so die Zeitung.

Die Grünen-Haushaltspolitikerin Anja Hajduk begrüßte den Vorschlag des Innenministeriums. Sie sagte der Welt am Sonntag, die große Koalition dürfe sich jetzt keine Verzögerungstaktik erlauben. "Wir brauchen jetzt schnellstmöglich einen Beschluss im Haushaltsausschuss, denn Spracherwerb ist der zentrale Schlüssel zur Integration", sagte Hajduk. Dass Integrationskurse aufgrund von Lehrkraftmangel ausfallen, müsse mit allen Kräften vermieden werden.

Flüchtlinge - "Integration bedeutet für mich berufliche Integration" Fuad Abu Sameer flüchtete vergangenes Jahr von Damaskus nach Deutschland. Inzwischen macht der Informatiker am Forschungszentrum Desy in Zeuthen ein Praktikum. Die Helmholtz-Gemeinschaft macht solche Angebote Geflüchteten.

Das Bamf machte keine Angaben, ob und wie viele Sprachkurse aktuell wegen Lehrermangels ausfallen. 2016 seien bislang 3.480 Lehrkräfte zugelassen worden, weitere 3.374 wurden auf eine Zusatzqualifizierung verwiesen, könnten aufgrund einer Ausnahmeregelung aber schon unterrichten, teilte die Behörde auf Anfrage der Zeitung mit. Wie viele zugelassene Lehrkräfte davon unterrichten, werde statistisch nicht erfasst.

Laut einem Bericht des Magazins Der Spiegel will der Bund bis 2020 insgesamt rund 93,6 Milliarden Euro zur Versorgung und Integration der Geflüchteten bereitstellen. Für Sprachkurse sind 5,7 Milliarden Euro berechnet. Bei ihrer Schätzung unterstellten die Beamten, dass dieses Jahr 600.000 Flüchtlinge ins Land kommen, nächstes Jahr 400.000 und in den Folgejahren jeweils 300.000. 55 Prozent der anerkannten Flüchtlinge, so ihre Annahme, würden nach fünf Jahren einer Arbeit nachgehen.