Zum Inhalt springen

Drei Thesen zur WM So wird Spanien nicht Weltmeister

Gut gespielt, zwei Rückstände ausgeglichen, mit einem Traumtor in Führung gegangen - und trotzdem nicht gewonnen. Spanien hat gegen Portugal eine starke Leistung gezeigt. Aber keine weltmeisterliche.
Von Philip Dehnbostel und Malte Müller-Michaelis
Gerard Piqué

Gerard Piqué

Foto: Maddie Meyer/ Getty Images

1. Spanien wird nicht Weltmeister

Vor Turnierbeginn galt Spanien als einer der heißesten Anwärter auf den Gewinn der Weltmeisterschaft, doch das Aus kam schon in der Vorrunde. Das war 2014. Auch in diesem Jahr haben die Spanier eine titelfähige Mannschaft. Die Gruppenphase werden sie auch überstehen. Für viel mehr wird es nach der Leistung gegen Portugal aber nicht reichen.

Ja, Spanien ist sehr dominant aufgetreten, hatte zwei Drittel Ballbesitz und eine Passquote von über 90 Prozent. Aber das Team von Fernando Hierro hat aus dieser Überlegenheit zu wenig gemacht. Nur vier Abschlüsse in der zweiten Hälfte sind eine schwache Ausbeute. Und von der Erfahrung und der individuellen Klasse war bei den Fouls von Nacho vor dem 0:1 und von Gerard Piqué vor dem 3:3 nichts zu sehen, von David de Geas Aussetzer ganz zu schweigen.

Ob die Spanier vom chaotischen Trainerwechsel verunsichert, überheblich oder schlicht unkonzentriert waren, spielt keine Rolle. Solche Fehler darf man sich auf diesem Niveau nicht erlauben. Zumindest nicht, wenn man Weltmeister werden will.

2. Portugal auch nicht

Bei der Europameisterschaft 2016 trieb Portugal Gegner und Fußballfans zur Verzweiflung. Mit einem destruktiven Ansatz und gnadenloser Effektivität kämpfte sich das Team von Fernando Santos durchs Turnier. Zum Titel reichte es, weil die Abwehr um Altstar Pepe dichthielt und die gesamte Mannschaft sehr diszipliniert verteidigte.

An der Effektivität scheint sich über die zwei Jahre wenig geändert zu haben, die defensive Stabilität hat jedoch gelitten. José Fonte und Cédric ließen sich vor dem ersten Treffer von Diego Costa gleich mehrfach düpieren.

Beim zweiten Gegentor ließ sich Portugal durch eine Freistoßvariante Spaniens überrumpeln, dem dritten ging ein Querschläger voraus. Souverän geht anders. Auch wenn der Gegner Spanien hieß, ist das alarmierend. Selbst ein Cristiano Ronaldo kann diese Schwächen nicht über ein Turnier hinweg ausgleichen.

3. Wer Weltmeister werden will, muss Standards können

Wenn man aus den ersten vier von 64 WM-Spielen eine Prognose für den weiteren Turnierverlauf ableiten will, dann vielleicht diese: Freistöße und Ecken werden in den kommenden vier Wochen eine große Rolle spielen. Sechs von 13 bisher erzielten Toren fielen nach ruhenden Bällen, alle drei Partien des zweiten Spieltags wurden durch Standardsituationen entschieden. Sie haben nichts an Bedeutung verloren, sondern sind ein wirksames Instrument, um gegen tief stehende Abwehrreihen zum Erfolg zu kommen.