Volkswagen Porsche und Piëch wollen Niedersachsen entmachten

Die Familien Porsche und Piëch haben einem Medienbericht zufolge die Entmachtung des Landes Niedersachsen als VW-Großaktionär vorbereitet. Das Land kann mit seinem 20-Prozent-Stimmanteil große Entscheidungen blockieren.

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Ferdinand Piëch (l.) und Wolfgang Porsche. Quelle: dpa

Die Familien Porsche und Piëch haben einem Medienbericht zufolge die Entmachtung des Landes Niedersachsen als VW-Großaktionär vorbereitet. Dazu hätten sie im Aufsichtsrat gegen eine Dividende für das abgelaufene Jahr gestimmt, berichtete der "Spiegel" am Freitag vorab. Es wäre der Beginn einer geplanten Revolution gewesen, um die Machtverhältnisse bei Europas größtem Konzern zu verändern.

Niedersachsen hat aufgrund seines 20-Prozent-Stimmanteils eine Sonderstellung bei VW und kann wichtige Entscheidungen blockieren. Wenn das Wolfsburger Unternehmen zwei Jahre hintereinander keine Dividende ausschüttet, erhalten die bisher stimmrechtslosen Aktien ein Stimmrecht.

Der Anteil Niedersachsens würde sich dadurch fast halbieren, das Vetorecht wäre weg, berichtete das Magazin. Der Plan zur Entmachtung Niedersachsens scheiterte jedoch. Laut "Spiegel überstimmten die zwei Vertreter des Landes und die zehn Arbeitnehmer im Aufsichtsrat die Familien. Das Gremium habe deshalb die Zahlung einer Dividende vorgeschlagen.

Die Porsche SE, über die die Familien den VW-Konzern kontrollieren, dementierte, dass es einen Machtkampf gebe. Auf das Stimmverhalten im VW-Aufsichtsrat ging die Familienholding nicht ein. "Es gibt und gab keinen Machtkampf der Großaktionäre bei Volkswagen", sagte ein Sprecher der Porsche SE, die 52 Prozent an Volkswagen hält. "Die Porsche SE unterstützt gemeinsam mit den beiden Großaktionären Niedersachsen und Katar den Volkswagen-Vorstand bei der Bewältigung der Abgasthematik und der Neuausrichtung des Konzerns." Es wird schon länger spekuliert, dass den Familien das Vetorecht Niedersachsens ein Dorn im Auge ist. Weder VW noch die niedersächsische Staatskanzlei äußerten sich.

VW will trotz des größten Verlusts in der Unternehmensgeschichte im Zuge der Abgaskrise eine Minidividende von elf Cent je Stamm- und 17 Cent je Vorzugsaktie zahlen. Im Vorjahr waren an die Eigner noch 4,80 je Stamm- und 4,86 je Vorzugsaktie gezahlt worden.

Das Nachrichtenmagazin berichtete weiter, die Porsches und Piëchs hätten nach ihrer Niederlage im Aufsichtsrat beraten, ob sie den Dividendenbeschluss des Kontrollgremiums ignorieren und auf der Hauptversammlung am 22. Juni mit ihrer Mehrheit von 52 Prozent die Dividende kippen sollten. Dafür habe es Befürworter gegeben. Doch der eher konsensorientierte Wolfgang Porsche habe sich durchgesetzt. Er habe einen offenen Machtkampf der Großaktionäre verhindern wollen. Sein Cousin, der frühere VW-Patriarch Ferdinand Piëch, hatte vor gut einem Jahr einen Machtkampf gegen den damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn verloren. Er hatte daraufhin alle Ämter in dem Wolfsburger Konzern niedergelegt.

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