Ein von der AfD bestellter Gutachter hat die Partei vor der Verwendung von Begriffen wie "Überfremdung" und "Umvolkung" gewarnt, da diese Anhaltspunkte für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz liefern könnten. In einer Zusammenfassung des Gutachtens des Rechtswissenschaftlers Dietrich Murswiek wird den Parteimitgliedern empfohlen, neben Wörtern wie "Volkstod" und "Umerziehung" auch Pauschalurteile zu vermeiden, die bestimmte Gruppen herabwürdigen. Als Beispiel sind "Flüchtlinge sind kriminell" oder "Altparteien sind korrupt" genannt.

Die Zusammenfassung des Gutachtens hatte der AfD-Bundestagsabgeordnete Roland Hartwig erstellt. Der ehemalige Chefjustiziar eines Pharmakonzerns leitet eine vom Parteivorstand eingesetzte Verfassungsschutz-Arbeitsgruppe. Sie soll Vorkehrungen gegen eine mögliche Beobachtung der Partei durch den Geheimdienst treffen. 

Die niedersächsische AfD hatte ihren Mitgliedern bereits Anweisungen gegeben, wie sie eine Beobachtung vermeiden können. In einer Handreichung warnt der Landesvorstand: "Beobachtet der VS eine Partei, verlassen in kürzester Zeit nahezu alle Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes diese Partei." Der Vorstand schreibt: "Jetzt stellen wir uns mal vor, was in den letzten 12 Monaten auf allen Accounts der Partei nur in Niedersachsen los war." Und: "Einziges Gegenmittel ist, dass wir ab sofort jeden Account der Partei und aller ihrer Mandats- und Amtsträger überwachen."

Die Verfassungsschutzämter in Bremen und Niedersachsen hatten vor einigen Wochen entschieden, die AfD-Jugendorganisationen dort zu beobachten. Die Junge Alternative will an diesem Sonntag auf einem Bundeskongress entscheiden, ob die beiden Landesverbände aufgelöst werden. Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet aktuell auch drei Landtagsabgeordnete der AfD. Thüringens Verfassungsschutz prüft, ob er die AfD oder Teile von ihr wegen möglicher verfassungsfeindlicher Tendenzen unter Beobachtung nimmt. 

Etwa 1.000 AfD-Mitglieder haben in den vergangenen Tagen einen Aufruf unterzeichnet, der eine "Verunsicherung der Mitglieder" durch zahlreiche Ordnungs- und Ausschlussverfahren beklagt. In dem Aufruf heißt es: "Wir widersetzen uns allen Denk- und Sprechverboten innerhalb der Partei."