Am Ende, so ist das eben, kommen die Leichenfledderer. So nennt Hans-Jürgen Köster seine letzten Kunden, die das Sortiment durchwühlen. Der ergraute Buchhändler mit dem schütteren Haar lächelt milde. Er meint es nicht böse, im Gegenteil. Er freut sich über jeden Käufer, da bald ja Schluss ist im Männerschwarm.

Männerschwarm – Szenekundige wissen es – ist ein schwuler Buchladen in St. Georg, am Ende der Langen Reihe, wo der Boulevard des Viertels von alter Gründerzeitpracht in Nachkriegsnüchternheit übergeht. Unterm bordeauxroten Licht eleganter Lampen mag dort auch ein Hirschhausen-Ratgeber liegen und die neue Heyerdahl-Biografie. Ansonsten beschränkt sich das Repertoire auf dem Präsentiertisch auf den Bereich von Mangas mit grotesk erigierten Penissen über gebundene Coming-out-Geschichten bis hin zu Fachliteratur. Bondage, Gender, solche Sachen.